Warum Psychotherapie?


In unserer Gesellschaft widerstrebt es immer noch vielen Menschen, sich nach professioneller Hilfe umzuschauen, da wir angehalten werden, möglichst selbständig zu sein. Gerade diejenigen Menschen, die psychotherapeutische Hilfe am nötigsten hätten, sträuben sich oft am meisten, diese anzunehmen.

Es ist keineswegs ein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut und Klugheit, wenn Sie in einer Leidenssituation um Hilfe bitten. Eine Psychotherapie kann Leiden mildern oder abkürzen, Sie können sich selber besser kennen lernen und haben so vielleicht die Chance, im Privat- und Berufsleben größere Zufriedenheit zu erlangen.

Seelische Probleme, bei denen eindeutig Fehlfunktionen oder Schädigungen im Körper nachgewiesen werden können, machen nur einen kleinen Teil der bekannten seelischen Störungen aus. Bei solchen, oft biochemisch bedingten Symptomen, sind Medikamente die erste Methode der Wahl. Bei sehr vielen seelischen Störungen aber ist eine solche körperliche Verursachung nicht nachweisbar. Bei den meisten Menschen mit seelischen Problemen können Ursachen gefunden werden, die mit ihrer Lerngeschichte, den gegenwärtigen Lebensumständen und der Lebensführung zu tun haben. Medikamente helfen hier allenfalls beim „Krisenmanagement“; längerfristig ist mit ihnen allein den Beschwerden und vor allem den Ursachen meist nicht in befriedigender Weise beizukommen. Selbstverständlich gibt es auch Fälle, in denen eine Kombination von psychotherapeutischer und psychopharmakologischer Therapie sinnvoll ist.

Es gibt sehr viele Formen von Psychotherapie. In Deutschland werden von den Krankenkassen nur drei Verfahren (Richtlinienverfahren) anerkannt: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch orientierte Therapie und Psychoanalyse, die entweder von psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeuten angewendet werden. Tiefenpsychologisch orientierte Therapie und Psychoanalyse legen sehr viel Wert auf frühkindliche Erfahrungen und das Unbewusste. Der Anstoß für seelische Veränderungen wird in Einsichten gesehen, zu denen der Patient gelangt. Bei der Verhaltenstherapie spielen frühere Erfahrungen des Patienten ebenfalls eine Rolle; die Behandlung konzentriert sich jedoch nicht nur auf Einsichten, die der Patient gewinnen soll, sondern auch auf die Vermittlung von Techniken und Verhaltensstrategien, um mit seinen Problemen besser fertig zu werden. Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass verhaltenstherapeutische Behandlungsansätze bei vielen seelischen Störungen sehr erfolgreich anwendbar sind, z. B. bei der Behandlung von Phobien, Zwängen oder der Panikstörung. Aber auch bei vielen anderen Störungen, bis hin zu Persönlichkeitsstörungen, ist eine modern ausgelegte, integrativ arbeitende Verhaltenstherapie sehr wirkungsvoll.

Zur Beantwortung der Frage nach dem richtigen Therapeuten sind die probatorischen Sitzungen da, in denen Patient und Therapeut sich kennen lernen können. Sie werden spüren, ob Sie sich vom Therapeuten angenommen fühlen, ob Sie glauben, dass er Ihre Sorgen und Nöte versteht, er die notwendigen therapeutischen Fähigkeiten besitzt und die Behandlung auf Ihre spezielle Ausgangssituation abstimmen kann.

Psychologen haben sich von Beginn an in ihrem Studium mit dem menschlichen Verhalten und Erleben beschäftigt und sich später gegebenenfalls auf dessen Störungen (Klinische Psychologie und Psychotherapie) spezialisiert. Nach Abschluss des Studiums müssen zukünftige Psychologische Psychotherapeuten in der Regel eine fünfjährige Fortbildung in einem Richtlinienverfahren (Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch orientierte Therapie, Psychoanalyse) absolvieren, bevor sie zugelassen werden können. Ärzte durchlaufen zuerst die normale Medizinerausbildung und können sich nach deren Ende zum Facharzt für Psychotherapeutische Medizin oder zum Facharzt für Psychiatrie ausbilden lassen.

Ich selbst bin Psychologischer Psychotherapeut mit Zulassung für verhaltenstherapeutische Einzel- und Gruppentherapie und habe mittlerweile fast 30 Jahre Erfahrung in der psychotherapeutischen Behandlung von Menschen mit verschiedensten psychischen und psychosomatischen Störungen.




Einzeltherapie


Eine psychotherapeutische Behandlung nimmt bei mir gewöhnlich folgenden Verlauf: der wichtigste Punkt in der Anfangsphase der Behandlung ist für mich, zum Patienten eine gute Beziehung aufzubauen und für mich selbst herauszufinden, ob ich ihm tatsächlich helfen kann. Bevor mit der eigentlichen Behandlung begonnen werden kann, müssen Therapeut und Patient sich „einen Reim“ auf die Beschwerden und Schwierigkeiten des Patienten machen, also einen ersten Erklärungsversuch anstellen, warum der Patient z. B. bestimmte Ängste hat oder depressiv ist. Anschließend geht es darum, zu vereinbaren, welche Zielsetzungen getroffen werden können, welche therapeutischen Methoden dazu angewendet werden und ob ergänzend zur Einzeltherapie die Teilnahme an einer Gruppe sinnvoll ist. Psychotherapie hat immer das Ziel, durch Veränderungen des Denkens Veränderungen des Handels und Fühlens des Patienten zu erreichen. Methoden, die auf Veränderungen des Denkens oder auf Veränderungen der Bedeutung der Denkinhalte abzielen, nehmen in der Verhaltenstherapie breiten Raum ein. Daneben gibt es aber auch Vorgehensweisen, die sich direkt auf Verhaltensänderungen beziehen, am Handeln des Patienten ansetzen und das Ziel haben, dass sich dann bei einem erfolgreichen Verlauf positive Veränderungen im Denken und Fühlen des Patienten ergeben. Unerlässlich für einen befriedigenden Therapieverlauf sind bei vielen Patienten darüber hinaus eine direkte Aktivierung von Emotionen bzw. von emotionalen Erfahrungen und deren therapeutische Bearbeitung. Die Therapie findet nicht nur im geschützten Rahmen des Behandlungszimmers statt, sondern ebenso in der „freien Wildbahn“ des Lebens. Der Patient wird angeleitet, in seinem Lebensalltag bestimmte Aufgaben durchzuführen, die eventuell vorher in der Therapiestunde eingeübt wurden. Der Behandlungserfolg hängt einmal von der Kompetenz des Therapeuten, der therapeutischen Beziehung und zu einem großen Teil davon ab, wie gut der Patient mitarbeitet und das in der Therapiestunde Gelernte im wirklichen Leben anwenden und umsetzen kann.




Gruppentherapie


Die Gruppentherapie ist für Patienten mit bestimmten Störungsbildern eine wichtige und notwendige Ergänzung zur Einzeltherapie. Die Teilnehmer einer Gruppe verbindet in der Regel ein gemeinsames Veränderungsziel, z. B. Abbau ungünstiger Einstellungs- und Verhaltensmuster oder von Ängsten und depressiven Verstimmungen.

Falls ich Ihnen eine Gruppentherapie empfehlen werde, beinhaltet Ihr Behandlungsplan Methoden, die am wirksamsten in einer Gruppe, d. h. im unmittelbaren Kontakt mit anderen Menschen, durchgeführt werden. Sie persönlich werden erleben, dass einige der für Sie notwendigen Behandlungsmethoden in der Gruppe mehr Spaß machen und leichter fallen. Dies liegt daran, dass Sie in einer Gruppe das hilfreiche Gefühl entwickeln können: „Wir sitzen alle in einem Boot“.

Sie werden in einem geschützten Rahmen sowohl von mir als auch von den übrigen Gruppenteilnehmern wichtige Informationen und Rückmeldungen erhalten sowie gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Die psychotherapeutische Gruppe stellt ein Übungsfeld dar, das Ihnen unter fachlicher Anleitung ermöglicht, Neues auszuprobieren. Viele Patienten haben zu Beginn der Gruppentherapie Angst davor, was wohl auf sie zukommen mag, und verspüren in den ersten Sitzungen eine erhöhte Aufregung. Doch gerade diese Angst und Aufregung macht deutlich, dass eine Gruppe für Sie genau das Richtige sein kann. Denn hier können Sie lernen, Ihre Ängste gemeinsam mit anderen Menschen, die auch unter behandlungsbedürftigen Ängsten leiden, zu bewältigen. Auch der angemessene Umgang mit natürlicher und übersteigerter Erregung wird Teil der Gruppentherapie sein.

Es gibt verschiedene themen- oder störungsbezogene Gruppenprogramme. Manche sind standardisiert, d. h. die einzelnen Behandlungsschritte sind von Sitzung zu Sitzung genau festgelegt, andere sind halbstandardisiert, d. h. dass neben einigen standardisierten Behandlungsschritten (z. B. Selbstsicherheits- und Kommunikationsübungen) das Vorgehen auf die Probleme und Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt werden kann.

Die meisten Patienten wünschen sich vor Beginn der Gruppe genaue Informationen darüber, was in einer Gruppe auf sie zukommen könnte. Ich werde Ihnen so gut wie möglich vorher Ihre Fragen beantworten. Ich werde Ihnen sagen:

Wie viele Personen teilnehmen werden

Wie die Verteilung der Geschlechter sein wird

Wie die Altersverteilung der Teilnehmer sein wird (die meisten Gruppenkonzepte sind für erwachsene Patienten im Alter zwischen ca. 20 und 60 Jahren)

Welche Methoden auf Sie zukommen werden


Wahrscheinlich können Sie sich nicht immer ganz genau vorstellen, wie die einzelnen Methoden in die Praxis umgesetzt werden, dennoch möchte ich Ihnen im Folgenden einige Gruppenmethoden aufzählen:

Wissensvermittlung in der Gruppe und mithilfe von Skripten

Motivationsarbeit (Werte, Ziele, zielführende Handlungen)

Einübung von Selbstbeobachtung, Achtsamkeit und Meditation

Kommunikationsübungen

Methoden zum Umgang mit (belastenden) Gedanken und Emotionen

Methoden zur Veränderung ungünstiger Einstellungs- und Verhaltensmuster

Entspannungs- und Imaginationsübungen

Rollenspiele

etc.

Es wird keinem Therapeuten möglich sein, ganz genau vorherzusagen, wie eine Gruppe von Anfang bis Ende verlaufen wird. Jede Gruppentherapie verläuft als Prozess, bei dem die Erfahrungen und Erlebnisse der Sitzungen aufeinander aufbauen und von den Teilnehmern mitbestimmt werden. Dieser Prozess ist immer lebendig und spannend und bringt für Gruppenleiter und Teilnehmer immer wieder neue Erfahrungen mit sich.